Wir machen uns so viele Gedanken, woher wir kommen, wohin wir gehen wollen, dass uns gar nicht mehr bewusst ist, dass wir JETZT hier sind!
Unser überreiztes Leben.
Schon in der Sprache merkt man: Stille ist einfach. Es gibt nur einen Begriff dafür. Lärm dagegen hat schier unerschöpfliche Qualitäten: Poltern, Schreien, Geschwätz, Krawall, etc. Stille ist heute die Ausnahme. Das macht sie kostbar. Dabei ist sie nicht nur ein Luxus Privilegierter. Hören wir überhaupt noch ihren vielfältigen Klang, wie die Morgenstille, die Stille der Nacht, des Mittags, die Windstille?
Wie intensiv kann die Stille nach einem Konzert sein, die Pause zwischen dem letzten Ton und dem Beifall? Nicht nur Musik, auch das Wort, das gute Gespräch, das gute Miteinander kommen nicht aus ohne Stille. Klöster sind heute Gegenwelten zur Unrast der modernen Welt geworden. Mönche sind sozusagen Gärtner der Stille. Vielleicht nehmen deswegen immer mehr Menschen dort eine Auszeit.
Der Lärm in unseren Köpfen ist die Ursache unserer Unzufriedenheit, Gier, Ängste, ständige Vergleiche, etc.
Philipp Gröning, der für seinen Film „Die große Stille“ über das Leben der Kartäusermönche drei Monate im Schweigekloster gelebt hatte, wurde gefragt: „Wie war es, als Sie wieder in den Alltag zurückgekehrt sind?“ Seine Antwort: „Mir fiel es nach meinem Klosteraufenthalt richtig schwer, unsere Smalltalk basierte Welt ernst zu nehmen. Da habe ich mich derart gelangweilt und gedacht: Wenn die Leute schon reden, warum reden sie dann nicht wirklich?“
Schwätzen zerredet. In der schweigenden Wahrnehmung spürt man eine Substanz.
Erstaunlich die Parallele mit einer Aussage von Friedrich Nitzsche: „Wir fürchten uns, wenn wir alleine und stille sind, und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit.“ Still werden also, um aufzuwachen aus dieser Betäubung, die taub macht. Sich dem zu stellen, was man in sich selber spürt. Zu hören, was wir nicht wahrnehmen, wenn es ständig laut um uns herum und in uns selber ist. Aus solcher Stille kann dann etwas wachsen: Leben, Beziehung, Echtheit, Tiefe! Lärm macht krank, Stille regeneriert, gibt neue Kraft.
Stille kann man nicht machen. Sie ist da sobald man nichts macht. Den Puls des eigenen Herzens fühlen, Ruhe im Inneren, Ruhe im Äußeren erleben. Wieder Atem holen lernen. Das ist es! (Christian Morgenstern)
Lorenz Marti weist übrigens darauf hin, dass es beim sogenannten „Urknall“ noch keine Luft gab, welche den Schall verbreitete, und auch keine Ohren, welche die Schallwellen aufnehmen konnten. So gesehen hat es am Anfang tatsächlich nicht geknallt, es war vielmehr absolut still. Ganz im Sinne Nitzsches: „Die größten Ereignisse sind nicht die lautesten, sondern die stillsten.“
Lärm nervt, Stille leert unseren Reizspeicher, wie einen Papierkorb, der überquillt. Finden sie ein tägliches Ritual, eine Art Insel, wo Sie sich für ein paar Minuten in die Ruhe, Stille, zurückziehen können. Und machen Sie es ähnlich wie meine Spitzensportler, die ich trainiere. Ein oftmaliger Wechsel aus und Anspannung und Entspannung. Sie werden nach kurzer Zeit eine deutliche Veränderung bzw. Verbesserung Ihres durchgetakteten Berufsalltages spüren und erleben. Viel Spaß dabei!