Für viele Menschen ist die Zeit zu kurz. Sie möchten, dass das Leben ewig dauert. Schon die Märchen kennen das Motiv, dass der Tod überlistet wird. Doch wenn es keinen Tod mehr gibt, stockt das Leben.
Nicht ewig, sondern jetzt. Fände unser Leben unendlich statt, hätte man es in Kürze satt. Wenn das Leben ohne Ende ist, wird es langweilig. Gerade die Begrenzung der Zeit lädt uns ein, den Augenblick intensiv wahrzunehmen. Die unendliche Zeit ist die beliebige Zeit. Da ist alles gleichgültig. Es dauert ja ewig. Da können wir immer noch warten. So würden wir nie wirklich mit dem Leben beginnen. Die begrenzte Zeit ist die Zeit des immer neuen Anfangs. Die Zeit, die uns gegönnt ist, sollen wir leben, bewusst nutzen, so gut es geht.
Doppelgesicht. Unser Leben zeigt ein doppeltes Gesicht. Ich kann meine Zeit freundlich erleben, aber auch feindlich. Mein Feind wird die Zeit, wenn ich sie kontrollieren und managen möchte. Dann wird sie zum Gegner, mit dem ich kämpfe- und dem ich auf Dauer immer unterliegen werde. Wenn ich jedoch die Zeit genieße, ganz im Augenblick wahrnehme, dann wird die Zeit mir zum Engel. Dann schmeckt sie süß. Wenn ich sie mir zum Feind mache, dann schmecke ich ihre Bitternis.
Jede Stunde wird zu meiner persönlichen Stunde, zur Stunde, die mir geschenkt wurde, wenn ich mir das Staunen bewahre. Wer staunt, lebt im Augenblick. Er ist offen für das, was ihm gerade begegnet. Wenn ich staune über das Geheimnis des Augenblicks, dann ist dieser Augenblick ganz mein. Dann gehört er mir.